111. Bundeskammerversammlung am 24. und 25. März 2025 in München

BStBK-Präsident Prof. Hartmut Schwab eröffnete die 111. Bundeskammerversammlung in München. Zu Beginn der Tagung richtete der bayerische Finanzminister Füracker ein Grußwort an die Delegierten. Eingangs sprach er das Thema Entbürokratisierung an. Es sei offensichtlich, dass dringend Bürokratie abgebaut werden müsse, sie binde unnötig Ressourcen und behindere Wachstum. Füracker warb für mehr Pauschalierungen und eine andere Fehlerkultur. Außerdem müsse auch im Steuerrecht eine „One in two out“- Regelung angestrebt werden. Die Mindeststeuer sei ein gutes Beispiel für Entbürokratisierungsbedarf, denn bei ihr sei der Aufwand für Unternehmen, für Steuerberater und Staat größer als der Ertrag für das Land. Grundsätzlich müsse die Bundesregierung den Fokus auf Entbürokratisierung und Digitalisierung der Gesetze legen. Die Mindeststeuer müsse man z.B. sogar grundsätzlich infrage stellen, wenn Amerika aus diesem Abkommen ausscheide. Außerdem sprach Füracker den erfolgreichen Start der E-Rechnung an. Weiter betrachtete Füracker die aktuelle Situation bei der Grundsteuer, gab Einblicke in aktuelle Diskussionen zur Erbschaftsteuer und zur Umsetzung einer Unternehmensteuerreform.

Im Anschluss an das Grußwort widmeten sich die Delegierten u.a. der Weiterentwicklung der Steuerberaterprüfung, dem Leitererfordernis weiterer Beratungsstellen und der Fachkräfteinitiative.
Zur Weiterentwicklung der Steuerberaterprüfung führt das Präsidium der BStBK laufend Gespräche mit der Finanzverwaltung. Im Kern geht es hierbei um die Frage, wie weit diese modernisiert werden kann, ohne dabei die hohe Qualität der Prüfung zu gefährden. Die Delegierten wurden über den aktuellen Stand der verschiedenen Diskussionsrunden zur Weiterentwicklung der Steuerberaterprüfung informiert.

Vor dem Hintergrund eines Urteils des Bundesverwaltungsgerichts vom 1. Februar 2024 diskutierten die Delegierten die Frage, ob an dem Leitererfordernis bei weiteren Beratungsstellen festgehalten werden müsse. Das BStBK-Präsidium und der zuständige Ausschuss plädierten für die Streichung des Leitererfordernisses. Im Kern führten sie dazu die folgenden Argumente an: die Arbeitsverhältnisse haben sich gewandelt. Die digitalen Möglichkeiten des Arbeitens und der Mitarbeiterführung und -kontrolle haben sich erheblich weiterentwickelt. Ein Festhalten am Leitererfordernis wäre nicht kohärent, da für im EU-Ausland gelegene weitere Beratungsstellen (auch in Grenzregionen) das Leitererfordernis nicht besteht. Eine Streichung des Leitererfordernisses stärke den ländlichen Raum. Die Delegierten beschlossen, dem Bundesfinanzministerium vorzuschlagen, das Leitererfordernis bei weiteren Beratungsstellen zu streichen, soweit dadurch die Erfüllung der Berufspflichten nicht beeinträchtigt wird.

Um dem Fachkräftemangel in der Steuerberatung zu begegnen, haben BStBK, DStV und DATEV eG die gemeinsame Fachkräfteinitiative gestartet. Ein Teil dieser Initiative ist die Imagekampagne #zahltsichausbildung.de, die sich an Jugendliche im Alter zwischen 14-20 Jahren wendet und den Ausbildungsberuf Steuerfachangestellte*r bewirbt. Im Zuge des letzten Werbeflights (Januar und Februar 2025) wurden über 120.500.000 Impressionen und über 1.000.000 Klicks auf die Werbemittel erzielt. Fast 600.000 Besucher klickten auf die Kampagnenseite und informierten sich dort circa 4 Minuten zu dem Ausbildungsberuf. Die auf der Kampagnenseite zu findende bundesweite Stellenbörse wird von der Bundessteuerberaterkammer nutzerfreundlicher gestaltet. Außerdem konzipiert die Projektgruppe aktuell eine Elternkampagne. Ein anderer Teil der Fachkräfteinitiative ist die Unterstützungskampagne für den Berufsstand (www.initiative-gemeinsam-handeln.de). Hier erhalten Kanzleien umfassende Materialien (Checklisten, Best Practice etc.), um in Ausbildung zu investieren. Schließlich wurden die Delegierten über einige zentrale Ergebnisse der aktuellen Zielgruppenbefragung. durch das Meinungsforschungsinstitut Allensbach informiert. Im Vergleich zur Befra-gung aus dem Jahr 2024 schätzen die über 1000 befragten Jugendlichen den Beruf des Steuerfachangestellten als weniger trocken und spießig ein. Sie assoziiertem ihn mit guten Verdienstmöglichkeiten und viel Teamarbeit. Diese Erkenntnisse werden in der weiteren Ausrich-tung der Fachkräfteinitiative berücksichtigt. 

Außerdem diskutierten die Delegierten über weitere steuer- und berufsrechtliche Themen und aktuelle Aktivitäten und Vorhaben auf europäischer Ebene.

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